Wirbelgleiten: Die Wirbelsäuleninstabilität Spondylolisthesis

Rückenschmerzen, die bis ins Bein ausstrahlen, ein Gefühl von Instabilität im unteren Rücken oder Taubheitsgefühle in den Beinen verursachen, betreffen mehr Menschen, als viele denken. Häufig steckt dahinter ein sogenanntes Wirbelgleiten, medizinisch als Spondylolisthesis (auch Spondylolisthese genannt) bezeichnet.
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Bei dieser Wirbelsäulenerkrankung verschiebt sich ein Wirbelkörper gegenüber dem darunterliegenden, was zu erheblichen Beschwerden führen kann. 
Wir als Sanitätshaus informieren: In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über Wirbelgleiten, von der Definition über Ursachen und Symptome bis hin zu konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten. Zudem zeigen wir Ihnen wirksame Übungen bei Wirbelgleiten, geben Tipps für den Alltag und erklären, wann eine Operation notwendig wird und welche Prognose Sie erwarten können.

Wirbelgleiten: Wenn die Wirbelsäule aus dem Lot gerät

Wirbelgleiten gehört zu den häufigeren Wirbelsäulenerkrankungen und kann in jedem Lebensalter auftreten. Schätzungen zufolge sind etwa 4 bis 6 Prozent der Bevölkerung betroffen, wobei viele Menschen zunächst keine Beschwerden verspüren. Doch warum ist das Thema so relevant? 
Wenn sich ein Wirbelkörper verschiebt, kann dies nicht nur zu chronischen Schmerzen führen, sondern auch Nerven beeinträchtigen und die Lebensqualität erheblich einschränken. Besonders die Lendenwirbelsäule ist betroffen, da sie die größte Last des Oberkörpers trägt. Ohne rechtzeitige Behandlung kann das Wirbelgleiten fortschreiten und zu dauerhaften neurologischen Schäden führen. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Therapie, gezielten Übungen und gegebenenfalls orthopädischen Hilfsmitteln lässt sich das Wirbelgleiten in vielen Fällen erfolgreich behandeln und ein schmerzfreies Leben ist möglich.

Was ist Wirbelgleiten?

Wirbelgleiten, in der Fachsprache als Spondylolisthesis oder Spondylolisthese bezeichnet, beschreibt eine Instabilität der Wirbelsäule, bei der ein Wirbelkörper gegenüber dem darunterliegenden nach vorne oder hinten verrutscht. Diese Verschiebung kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und betrifft am häufigsten die Lendenwirbelsäule, insbesondere den Übergang zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel oder zwischen dem fünften Lendenwirbel und dem Kreuzbein. Seltener tritt Wirbelgleiten an der Halswirbelsäule auf, was als HWS-Wirbelgleiten bezeichnet wird.
 
Um das Wirbelgleiten zu verstehen, hilft ein Blick auf die Anatomie der Wirbelsäule: Unsere Wirbelsäule besteht aus 24 beweglichen Wirbeln, die durch Bandscheiben, Bänder und kleine Wirbelgelenke miteinander verbunden sind. Diese Strukturen sorgen normalerweise für Stabilität und ermöglichen gleichzeitig Beweglichkeit. Wenn jedoch eine dieser stabilisierenden Strukturen geschwächt oder beschädigt ist, kann ein Wirbel aus seiner Position gleiten. Dies führt nicht nur zu einer veränderten Statik der Wirbelsäule, sondern kann auch den Spinalkanal einengen und Nervenwurzeln unter Druck setzen.

Spondylolisthesis und Spondylolyse: Wo liegt der Unterschied?

Häufig werden die Begriffe Spondylolisthesis und Spondylolyse verwechselt, doch es handelt sich um unterschiedliche Erkrankungen. Die Spondylolyse bezeichnet einen Ermüdungsbruch oder Defekt im Wirbelbogen, genauer gesagt in einem Bereich namens Pars interarticularis. Dieser Defekt kann eine Ursache für das Wirbelgleiten sein, muss aber nicht zwangsläufig dazu führen. Während die Spondylolyse also den Knochendefekt beschreibt, bezeichnet die Spondylolisthesis die tatsächliche Verschiebung des Wirbelkörpers. Nicht jede Spondylolyse führt zu einem Wirbelgleiten, doch wenn sie auftritt, spricht man von der isthmischen Form der Spondylolisthesis.

Die Einteilung nach Meyerding

Um das Ausmaß des Wirbelgleitens zu bestimmen, nutzen Mediziner*innen die Einteilung nach Meyerding. Diese Klassifikation teilt die Verschiebung in vier Grade ein, abhängig davon, wie weit der obere Wirbelkörper über den unteren hinausragt. Die Deckplatte des unteren Wirbels wird dabei in vier gleiche Abschnitte unterteilt:
 
  • Grad I: Der Wirbel ist um weniger als 25 Prozent verschoben
  • Grad II: Verschiebung zwischen 25 und 50 Prozent
  • Grad III: Verschiebung zwischen 50 und 75 Prozent
  • Grad IV: Verschiebung um mehr als 75 Prozent
 
Diese Gradeinteilung ist nicht nur für die Diagnose wichtig, sondern auch entscheidend für die Therapieplanung. Während leichte Formen mit Grad I häufig konservativ behandelt werden können, erfordern höhergradige Verschiebungen oft eine operative Stabilisierung.

Ursachen und Risikofaktoren: Warum entsteht Wirbelgleiten?

Die Ursachen für Wirbelgleiten sind vielfältig und reichen von angeborenen Fehlbildungen über sportbedingte Überlastungen bis hin zu altersbedingtem Verschleiß. Je nach Entstehungsursache unterscheiden Mediziner*innen verschiedene Formen der Spondylolisthesis.
 
Angeborenes Wirbelgleiten: die dysplastische Form
Bei der dysplastischen Spondylolisthesis liegt eine angeborene Fehlbildung der Wirbelbögen oder Wirbelgelenke vor. Diese Form zeigt sich meist bereits im Kindes- oder Jugendalter und betrifft häufig den Übergang zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein. Genetische Faktoren spielen hier eine wichtige Rolle.
 
Ermüdungsbruch und sportbedingte Belastungen: die isthmische Form
Die isthmische Spondylolisthesis entsteht durch einen Defekt oder Bruch im Wirbelbogen. Dieser Ermüdungsbruch entwickelt sich häufig durch wiederholte Überstreckung der Lendenwirbelsäule, wie sie bei bestimmten Sportarten vorkommt. Besonders gefährdet sind Sportler*innen aus den Bereichen Turnen, Gewichtheben, Speerwerfen oder Delfinschwimmen. Diese Form tritt typischerweise bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf.
 
Verschleiß und Degeneration: die degenerative Form
Das degenerative Wirbelgleiten ist die häufigste Form bei Menschen über 50 Jahren. Im Laufe der Jahre verlieren die Bandscheiben an Höhe, die Bänder erschlaffen und die Wirbelgelenke verschleißen. Besonders häufig sind Frauen nach den Wechseljahren betroffen. Das degenerative Wirbelgleiten tritt meist am Übergang zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel auf und geht häufig mit einer Spinalkanalstenose einher.
 
Seltener entsteht Wirbelgleiten durch akute Verletzungen wie Verkehrsunfälle oder Stürze aus großer Höhe. Auch als Folge einer Wirbelsäulenoperation kann sich eine Instabilität entwickeln, wenn stabilisierende Strukturen entfernt wurden.
Verschiedene Faktoren erhöhen außerdem das Risiko für ein Wirbelgleiten:
 
  • Sportarten mit Überstreckung der Wirbelsäule
  • Genetische Veranlagung und familiäre Häufung
  • Übergewicht und erhöhte Belastung der Lendenwirbelsäule
  • Weibliches Geschlecht, besonders nach den Wechseljahren
  • Schwere körperliche Arbeit mit ständigem Heben
  • Zunehmendes Alter ab dem 50. Lebensjahr

Symptome und Beschwerden: Wie macht sich Wirbelgleiten bemerkbar?

Viele Menschen mit Wirbelgleiten verspüren zunächst keine Beschwerden. Erst wenn die Verschiebung zunimmt oder Nervenstrukturen beeinträchtigt werden, treten Symptome auf. Die Art und Intensität der Beschwerden hängen vom Ausmaß des Wirbelgleitens, der betroffenen Region und davon ab, welche Nerven unter Druck geraten.
 
Typische Schmerzen im unteren Rücken
Das häufigste Symptom sind Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, die sich bei Belastung, langem Stehen oder Überstreckung der Wirbelsäule verstärken. Viele Betroffene beschreiben einen tiefsitzenden, dumpfen Schmerz im unteren Rücken, der bis ins Gesäß ausstrahlen kann. Charakteristisch ist, dass die Beschwerden in Ruhe oder beim Vorbeugen oft nachlassen, während eine Rückneigung die Schmerzen verstärkt. Bei HWS-Wirbelgleiten treten die Schmerzen entsprechend im Nackenbereich auf.
 
Ausstrahlende Beschwerden in die Beine
Wenn die verschobenen Wirbel auf Nervenwurzeln drücken, können die Schmerzen ins Bein ausstrahlen. Diese Beschwerden ähneln einer Ischialgie und ziehen typischerweise über das Gesäß in den Oberschenkel, manchmal bis in den Unterschenkel oder Fuß. Die Schmerzen können einseitig oder beidseitig auftreten und werden häufig als brennend, stechend oder elektrisierend beschrieben.
Neurologische Ausfälle
Bei stärkerer Nervenkompression können neurologische Symptome hinzukommen:
 
  • Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Beinen oder Füßen
  • Muskelschwäche in den Beinen, die sich durch Schwierigkeiten beim Treppensteigen oder Zehenstand bemerkbar macht
  • Eingeschränkte Gehstrecke mit zunehmenden Beschwerden
  • Gefühl der Instabilität im unteren Rücken
  • In seltenen Fällen Blasen- oder Darmentleerungsstörungen
 
Wann Symptome gefährlich werden 
Bestimmte Warnsignale erfordern eine sofortige ärztliche Abklärung, da sie auf schwerwiegende Nervenschädigungen hinweisen können:
 
Plötzliche Blasen- oder Darmentleerungsstörungen
Taubheitsgefühl im Genital- oder Analbereich
Zunehmende Lähmungserscheinungen in den Beinen
Starke, nicht beherrschbare Schmerzen
Plötzlicher Kraftverlust in beiden Beinen
 
Diese Symptome können auf ein Kaudasyndrom hinweisen, einen medizinischen Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert.

Diagnose: Wie wird Wirbelgleiten festgestellt?

Die Diagnose eines Wirbelgleitens erfolgt durch eine Kombination aus ausführlicher Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Nur so lässt sich das Ausmaß der Verschiebung bestimmen und eine geeignete Therapie planen.
 
Anamnese und körperliche Untersuchung
Am Anfang steht das ausführliche Arztgespräch. Die Ärztin oder der Arzt erfragt die Krankengeschichte, die Art der Beschwerden, wann und in welchen Situationen die Schmerzen auftreten und welche Vorerkrankungen oder Verletzungen bestehen. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung: Die Ärztin oder der Arzt tastet die Wirbelsäule ab, prüft die Beweglichkeit und achtet auf Schmerzpunkte. Häufig zeigt sich bei Wirbelgleiten eine verstärkte Lordose, also eine vermehrte Krümmung der Lendenwirbelsäule nach vorne.
 
Neurologische Tests
Um festzustellen, welche Nerven betroffen sind, führt die Ärztin oder der Arzt neurologische Tests durch. Dabei werden Reflexe geprüft, die Muskelkraft getestet und die Sensibilität der Haut untersucht. Typische Tests sind der Lasègue-Test, bei dem das gestreckte Bein angehoben wird, um eine Nervenwurzelreizung nachzuweisen, oder der Zehenstand und Fersengang zur Überprüfung der Muskelkraft.
 
Bildgebende Verfahren
Die endgültige Diagnose und Bestimmung des Schweregrades erfolgt durch bildgebende Verfahren:
 
Röntgen: Die Röntgenaufnahme ist das wichtigste Verfahren zur Diagnose des Wirbelgleitens. Sie zeigt die knöchernen Strukturen und macht die Verschiebung der Wirbel sichtbar. Besonders aufschlussreich sind funktionelle Aufnahmen in Beugung und Streckung, die eine mögliche Instabilität der Wirbelsäule aufdecken. Anhand der Röntgenbilder kann auch der Meyerding-Grad bestimmt werden.
MRT: Das MRT liefert detaillierte Bilder der Weichteile, also der Bandscheiben, Bänder, Nerven und des Rückenmarks. Es zeigt, welche Nervenwurzeln unter Druck stehen und ob zusätzliche Probleme wie Bandscheibenvorfälle oder eine Spinalkanalstenose vorliegen.
CT: Die Computertomographie wird eingesetzt, wenn genauere Informationen über die knöchernen Strukturen benötigt werden, etwa bei der Planung einer Operation. Sie zeigt Knochendefekte und Brüche besonders deutlich.

Behandlungsmöglichkeiten: konservative Therapie

In vielen Fällen lässt sich Wirbelgleiten erfolgreich ohne Operation behandeln. Besonders bei leichten Formen mit Meyerding-Grad I oder II stehen die Chancen gut, dass konservative Maßnahmen die Beschwerden deutlich lindern. Das Ziel ist es, die Wirbelsäule zu stabilisieren, die Muskulatur zu kräftigen und Schmerzen zu reduzieren.
 
Physiotherapie und gezielte Übungen zur Stabilisierung
Die Physiotherapie bildet das Herzstück der konservativen Wirbelgleiten-Behandlung. Durch gezielte Übungen bei Wirbelgleiten wird die Rumpfmuskulatur gestärkt, die wie ein natürliches Korsett die Wirbelsäule stabilisiert. Besonders wichtig ist das Core-Training der tiefen Bauch- und Rückenmuskulatur. Ein*e erfahrene*r Physiotherapeut*in erstellt einen individuellen Übungsplan, der auf Ihre spezifische Situation abgestimmt ist.
 
Haltungskorrektur und Vermeidung ungünstiger Bewegungen
Neben der Kräftigung spielt die Haltungskorrektur eine zentrale Rolle. Durch gezieltes Training lernen Sie, eine aufrechte, wirbelsäulenfreundliche Haltung einzunehmen. Bestimmte Bewegungen sollten Sie meiden: starke Überstreckungen der Lendenwirbelsäule, ruckartige Drehbewegungen und schweres Heben aus dem Rücken heraus können die Verschiebung verstärken.
 
Schmerztherapie: Medikamente, Wärme und Kälte
Zur Linderung akuter Schmerzen kommen nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen zum Einsatz. Ergänzend helfen Wärmeanwendungen wie Wärmepflaster oder Wärmewäsche, die Muskulatur zu entspannen und die Durchblutung zu fördern. Bei akuten Entzündungen kann auch Kälte hilfreich sein.
 
Injektionen zur gezielten Schmerzlinderung
Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend wirken, können gezielte Injektionen Linderung verschaffen. Bei der Facetteninfiltration werden schmerzstillende Medikamente direkt an die Wirbelgelenke gespritzt, die periradikuläre Therapie zielt auf gereizte Nervenwurzeln ab. Diese Behandlung kann die Schmerzen für Wochen oder Monate reduzieren.
 
Orthesen und Rückenbandagen
In Ausnahmefällen können Bandagen oder Orthesen zur Unterstützung eingesetzt werden. Diese stabilisieren die Wirbelsäule von außen und entlasten die betroffenen Bereiche. Allerdings sollten sie nur zeitweise getragen werden, da eine dauerhafte Nutzung die Muskulatur schwächen kann. Wir von Seeger beraten Sie gerne zu geeigneten Rückenbandagen, die individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.

Behandlungsmöglichkeiten: Operative Therapie

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder bestimmte Warnsignale auftreten, kann eine Operation notwendig werden. Die Entscheidung für einen operativen Eingriff wird sorgfältig abgewogen und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine Wirbelgleiten-OP wird in folgenden Situationen erwogen:
 
  • Fortschreitende neurologische Ausfälle wie Lähmungserscheinungen oder Muskelschwäche
  • Anhaltende, therapieresistente Schmerzen trotz konservativer Behandlung über mehrere Monate
  • Blasen- oder Darmentleerungsstörungen als Zeichen eines Kaudasynd­roms
  • Hochgradiges Wirbelgleiten ab Meyerding-Grad III oder IV
  • Zunehmende Instabilität der Wirbelsäule mit Verschlechterung der Symptome
  • Erhebliche Einschränkung der Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit
 
Je nach Ausgangssituation kommen verschiedene operative Verfahren zum Einsatz:
 
  • Dekompression: Bei diesem Eingriff werden Knochenanteile oder Gewebe entfernt, die auf Nerven drücken. Dadurch wird der Spinalkanal erweitert und die Nervenwurzeln entlastet. Eine reine Dekompression kommt vor allem bei degenerativen Formen ohne ausgeprägte Instabilität infrage.
  • Wirbelsäulenfusion (Spondylodese): Dies ist das häufigste Verfahren bei Wirbelgleiten. Dabei werden die betroffenen Wirbel durch Schrauben, Stäbe und Knochenspäne dauerhaft miteinander verbunden. 
  • Dynamische Stabilisation: Bei jüngeren Patienten kann alternativ eine bewegungserhaltende Stabilisation durchgeführt werden, die eine gewisse Restbeweglichkeit ermöglicht.
 
Wie jede Operation birgt auch die Wirbelgleiten-OP Risiken. Zu den möglichen Komplikationen gehören Infektionen, Blutungen, Nervenverletzungen oder eine Lockerung des Implantats. Auch eine Anschlussdegen­eration der benachbarten Wirbelsegmente ist möglich. Dennoch sind die Erfolgsaussichten bei korrekter Indikation gut: Etwa 70 bis 80 Prozent der Patienten berichten von einer deutlichen Besserung ihrer Beschwerden.
 
Nach der Operation ist eine konsequente Rehabilitation entscheidend für den Erfolg. In den ersten Wochen steht die Wundheilung im Vordergrund. Anschließend beginnt der schrittweise Aufbau der Muskulatur durch Physiotherapie. Die vollständige Genesung und Rückkehr zur normalen Belastbarkeit dauert in der Regel drei bis sechs Monate. Die OP-Dauer variiert je nach Verfahren zwischen zwei und vier Stunden.

Alltag mit Wirbelgleiten

Ein Leben mit Wirbelgleiten erfordert einige Anpassungen im Alltag, doch mit den richtigen Strategien können Sie Ihre Beschwerden deutlich reduzieren und Ihre Lebensqualität erhalten.
 
  • Richtige Körperhaltung und Ergonomie: Eine aufrechte Körperhaltung entlastet die Lendenwirbelsäule. Achten Sie darauf, beim Stehen das Gewicht gleichmäßig auf beide Beine zu verteilen und ein Hohlkreuz zu vermeiden. Beim Sitzen sollte der untere Rücken gut gestützt sein. Ein ergonomischer Bürostuhl mit Lordosenstütze ist ideal. Stellen Sie Ihren Arbeitsplatz so ein, dass der Bildschirm auf Augenhöhe steht und die Füße flach auf dem Boden aufliegen.
  • Arbeit und Belastung: Viele Betroffene fragen sich: Kann ich mit Wirbelgleiten arbeiten? Die Antwort hängt vom Schweregrad und Ihrer beruflichen Tätigkeit ab. Bei Büroarbeit ist eine Weiterbeschäftigung meist problemlos möglich, sofern der Arbeitsplatz ergonomisch gestaltet ist. Bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten mit schwerem Heben kann Wirbelgleiten zur Arbeitsunfähigkeit führen. Je nach Schweregrad können Betroffene auch einen Antrag auf Schwerbehinderung stellen, wobei die Prozente für Schwerbehinderung bei Wirbelgleiten individuell festgelegt werden.
  • Sport und Bewegung: Bewegung ist wichtig, doch nicht jede Sportart ist geeignet. Empfehlenswert sind Schwimmen, Radfahren, Walking, Pilates oder Yoga. Meiden sollten Sie Sportarten mit Überstreckung oder ruckartigen Bewegungen wie Turnen, Gewichtheben oder Trampolinspringen.
  • Schlafpositionen und Matratzen: Die richtige Schlafposition kann nächtliche Schmerzen reduzieren. Ideal ist die Rückenlage mit einem Kissen unter den Knien oder die Seitenlage mit einem Kissen zwischen den Knien. Vermeiden Sie die Bauchlage. Eine mittelfeste Matratze, die den Körper gut stützt, ist optimal.
  • Gewichtsmanagement: Übergewicht belastet die Lendenwirbelsäule zusätzlich. Eine Gewichtsreduktion durch ausgewogene Ernährung und moderate Bewegung entlastet die Wirbelsäule und verbessert häufig die Beschwerden.

Übungen bei Wirbelgleiten

Die Übungen bei Wirbelgleiten verfolgen mehrere Ziele: Sie stärken die Rumpfmuskulatur, die wie ein natürliches Stützkorsett wirkt, verbessern die Körperhaltung und fördern die Beweglichkeit. Durch regelmäßiges Training wird die Wirbelsäule entlastet und das Fortschreiten des Wirbelgleitens kann verhindert werden. Gleichzeitig werden Schmerzen gelindert und die Lebensqualität verbessert.
 
Geeignete Übungen gegen Wirbelgleiten:

  • Core-Stabilisation: Die Kräftigung der tiefen Bauchmuskulatur ist besonders wichtig. Übungen wie der Unterarmstütz in verschiedenen Varianten oder die Brücke stärken die Rumpfmuskulatur effektiv. Achten Sie darauf, den Bauch anzuspannen und ein Hohlkreuz zu vermeiden.
  • Rückenstrecker-Kräftigung: Sanfte Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur helfen, die Wirbelsäule zu stabilisieren. Der Vierfüßlerstand mit abwechselndem Heben von Arm und Bein trainiert die Rückenmuskulatur schonend.
  • Hüft- und Beckenstabilität: Die Hüftmuskulatur spielt eine wichtige Rolle für die Stabilität der Lendenwirbelsäule. Übungen wie die seitliche Beinhebung in Seitenlage oder die Muschelübung kräftigen die Hüftabduktoren.
  • Sanfte Mobilisation: Leichte Dehnübungen für die Oberschenkelrückseite und die Hüftbeuger können Verspannungen lösen. Auch der Katzenbuckel im Vierfüßlerstand mobilisiert die Wirbelsäule sanft.
 
Übungen, die Sie vermeiden sollten
Nicht alle Übungen sind bei Wirbelgleiten geeignet. Vermeiden Sie Bewegungen, die die Lendenwirbelsäule überstrecken oder stark belasten:
 
  • Tiefe Rückbeugen oder Brücken mit starker Überstreckung
  • Sit-ups oder Crunches mit gestreckten Beinen
  • Schweres Kreuzheben oder Kniebeugen mit Gewichten
  • Sprünge oder ruckartige Bewegungen
  • Übungen mit starker Rotation der Wirbelsäule

Verlauf und Prognose

Die Prognose bei Wirbelgleiten hängt vom Schweregrad der Verschiebung, der Ursache und der konsequenten Umsetzung der Therapie ab. Mit der richtigen Behandlung können die meisten Betroffenen ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen.
 
Die Heilungschancen unterscheiden sich je nach Art des Wirbelgleitens. Bei der isthmischen Form kann durch konsequente Physiotherapie oft eine gute Beschwerdefreiheit erreicht werden. Das degenerative Wirbelgleiten lässt sich zwar nicht rückgängig machen, doch die Symptome können durch gezielte Maßnahmen deutlich gelindert werden. Bei leichten Formen mit Meyerding-Grad I sind die Aussichten besonders gut.
Durch regelmäßige Übungen zur Stabilisierung, eine rückenfreundliche Lebensweise und die Vermeidung ungünstiger Belastungen können Sie das Fortschreiten des Wirbelgleitens verhindern. Viele Menschen erreichen durch konservative Therapie eine langfristige Stabilität. Wichtig ist, die Übungen dauerhaft in den Alltag zu integrieren. Regelmäßige ärztliche Kontrollen helfen, den Verlauf zu überwachen.

Häufige Fragen zu Wirbelgleiten

Sie haben Fragen rund um das Thema Wirbelgleiten? Wir haben die wichtigsten für Sie zusammengestellt und beantwortet.
 
Wie gefährlich ist Wirbelgleiten?
Wirbelgleiten ist in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich, kann jedoch unbehandelt zu erheblichen Beschwerden und Einschränkungen führen. Bei leichten Formen ohne neurologische Symptome ist die Prognose gut. Gefährlich wird es, wenn Nerven dauerhaft geschädigt werden oder ein Kaudasyndrom mit Blasen- und Darmentleerungsstörungen auftritt. Mit rechtzeitiger Behandlung lassen sich schwerwiegende Folgen jedoch meist vermeiden.
 
Welche Symptome sind typisch bei Spondylolisthesis?
Typische Symptome sind Schmerzen im unteren Rücken, die sich bei Überstreckung verstärken und beim Vorbeugen nachlassen. Häufig strahlen die Schmerzen ins Gesäß oder die Beine aus. Weitere Anzeichen können Kribbeln, Taubheitsgefühle, Muskelschwäche in den Beinen oder ein Gefühl der Instabilität im Rücken sein. Manche Betroffene haben jedoch auch gar keine Beschwerden.
 
Kann Wirbelgleiten wieder verschwinden?
Ein einmal eingetretenes Wirbelgleiten bildet sich in der Regel nicht von selbst zurück. Die Verschiebung bleibt bestehen, doch durch gezielte Therapie können die Symptome gelindert und ein Fortschreiten verhindert werden. Nur in sehr seltenen Fällen bei Kindern kann sich eine leichte Verschiebung im Wachstum noch korrigieren.
 
Welche Sportarten sind bei Wirbelgleiten erlaubt?
Geeignet sind Sportarten, die die Rumpfmuskulatur stärken, ohne die Wirbelsäule zu überlasten: Schwimmen, Radfahren, Walking, Nordic Walking, Pilates und sanftes Yoga. Auch Aquagymnastik ist ideal. Vermeiden sollten Sie Sportarten mit Überstreckung, Stauchung oder Sprüngen wie Turnen, Gewichtheben, Trampolinspringen, Tennis oder Volleyball.
 
Welche Übungen sollte man bei Wirbelgleiten vermeiden?
Meiden Sie Übungen mit starker Überstreckung der Lendenwirbelsäule wie tiefe Rückbeugen oder Brücken. Auch Sit-ups mit gestreckten Beinen, schweres Kreuzheben, Sprungübungen und starke Rotationsbewegungen sind ungünstig. Generell sollten Sie auf ruckartige Bewegungen verzichten.
 
Wann braucht man eine Operation?
Eine Operation wird notwendig bei fortschreitenden neurologischen Ausfällen, anhaltenden therapieresistenten Schmerzen, Blasen- oder Darmentleerungsstörungen oder hochgradigem Wirbelgleiten ab Meyerding-Grad III. Auch wenn konservative Maßnahmen über mehrere Monate keine Besserung bringen und die Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist, kann eine OP sinnvoll sein.
 
Wie wird Wirbelgleiten diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Das Röntgen ist das wichtigste Verfahren und zeigt die Verschiebung der Wirbel. Funktionsaufnahmen in Beugung und Streckung decken Instabilitäten auf. Ein MRT zeigt zusätzlich, welche Nerven betroffen sind und ob weitere Probleme wie Bandscheibenvorfälle vorliegen.
 
Welche Schmerzen sind ein Warnsignal?
Warnsignale sind plötzliche Blasen- oder Darmentleerungsstörungen, Taubheitsgefühl im Genital- oder Analbereich, zunehmende Lähmungserscheinungen in den Beinen, starke nicht beherrschbare Schmerzen oder plötzlicher Kraftverlust in beiden Beinen. Diese Symptome erfordern sofortige ärztliche Hilfe.
 
Hilft ein Korsett bei Wirbelgleiten?
Ein Korsett oder eine Orthese kann in Ausnahmefällen kurzfristig zur Schmerzlinderung und Stabilisierung eingesetzt werden, etwa bei akuten Beschwerden. Eine dauerhafte Nutzung ist jedoch nicht empfehlenswert, da sie die Muskulatur schwächt. Wichtiger ist der aktive Muskelaufbau durch gezielte Übungen.
 
Wie lange dauert die Heilung beziehungsweise Stabilisierung?
Bei konservativer Therapie zeigen sich erste Verbesserungen oft nach einigen Wochen regelmäßigen Trainings. Eine vollständige Stabilisierung kann mehrere Monate dauern. Nach einer Operation beträgt die Rehabilitationszeit in der Regel drei bis sechs Monate, bis Sie wieder voll belastbar sind. 

Hilfe bei Wirbelgleiten: Ihr kompetenter Partner

Wirbelgleiten kann schmerzhaft sein und den Alltag erheblich beeinträchtigen. Doch Sie müssen damit nicht allein zurechtkommen. Mit der richtigen Unterstützung, gezielten Übungen und passenden Hilfsmitteln lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern.
 
Wir als Sanitätshaus kennen die Beschwerden bei Wirbelsäulenerkrankungen und nutzen unser umfassendes Fachwissen, um Betroffene in der Therapie zu begleiten. In unseren Gesundheitshäusern beraten wir Sie individuell zu geeigneten Bandagen und Orthesen, die Ihre Wirbelsäule stabilisieren und entlasten können. Auch Wärmewäsche zur Entspannung der Muskulatur und weitere medizinische Hilfsmittel gehören zu unserem Sortiment.
 
Unsere Expert*innen nehmen sich Zeit für Sie, hören Ihnen zu und finden gemeinsam mit Ihnen die passende Lösung für Ihre Situation. Sei es am Servicetelefon oder persönlich in einem unserer Gesundheitshäuser, wir geben Ihnen Tipps zu geeigneten medizinischen Hilfsmitteln und klären über Behandlungsmöglichkeiten auf.

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